Ist ein Familienbett sinnvoll?

Ob das Baby mit ins Familienbett, also ins Bett der Eltern darf, daran scheiden sich bis zum heutigen Tag die Geister. Wurde es vor Jahren noch kategorisch verteufelt, gibt es inzwischen aktuelle Studien, die sich – unter bestimmten Bedingungen – durchaus für das Familienbett aussprechen.

Der elterliche Instinkt

Kaum zeigen sich erste äußerliche Anzeichen einer Schwangerschaft, schon stehen die ersten Experten parat mit ihren diversen Hinweisen, was zu kaufen ist, was unbedingt zu vermeiden sei und natürlich werden auch erste Ansprüche an das Ungeborene gestellt. Dazu zählt unter anderem, dass der Nachwuchs so schnell wie möglich unabhängig werden soll, zumindest im Bereich Schlafen. Dass das allein physiologisch kaum möglich ist, sollte logisch erscheinen.

Da kaufen dann folgsame Eltern mehr oder minder teure Beistellbettchen, bauen ihre Betten um, nur damit sie, kaum dass das Baby auf der Welt und zu Hause ist, dann doch feststellen, dass das Möbelstück im Wesentlichen leer steht, weil der elterliche Instinkt und schlicht und ergreifend die Praxis des nächtlichen Stillens und Beruhigens dafür sorgt, dass das Baby doch direkt bei Mama schläft.

Begleitet wird dieser Prozess des elterlichen Instinkts von vielfach mehr oder weniger stark ausgeprägtem schlechtem Gewissen – zu viele Mythen ranken sich um das Thema Familienbett und Co-Sleeping.

Dabei ist dieses innere Gefühl der Nähe zum Baby absolut richtig und Sie sollten ihm ruhig folgen, so zeigen es aktuelle Untersuchungen. Leider ist das so wichtige Thema Schlafen noch immer von undifferenzierten und vielfach auch veralteten Theorien begleitet und letzten Endes sogar belastet.

Das Familienbett und der plötzliche Kindstod

Dass das gemeinsame Schlafen das Auftreten des zurecht gefürchteten plötzlichen Kindstods deutlich erhöhe, so hieß es selbst aus Ärztekreisen. Verschiedene Studien schienen darauf hinzudeuten. Inzwischen fanden diese Thesen deutlich kritische Betrachtungen und so steht heute fest: Es gibt auf der einen Seite mehr als nur einen begünstigenden Faktor für den plötzlichen Kindstod und auf der anderen Seite ist er ein Phänomen, das in der Tat lediglich 2 von 10.000 Kindern betrifft.

Tatsache ist demzufolge, dass es wirklich möglich ist, dass das Familienbett den plötzlichen Kindstod begünstigt. Das gilt aber nur und ausschließlich dann, wenn sich Eltern nicht mit dem Thema Familienbett und Babyschlaf beschäftigen und demzufolge verschiedene Faktoren nicht vermeiden. Im anderen Fall nämlich, wenn sich die Eltern mit dem Thema auseinandersetzten, kann das Familienbett sogar einen effektiven Schutz für Ihr Baby darstellen.

Das Familienbett und das Nähebedürfnis

Wer für das Wort Baby mal ein Synonym einsetzt, der kommt schnell dahinter, was das Familienbett für ein Baby sinnvollerweise leisten kann: Denn Menschenbabys sind Säuglinge und Traglinge. Die körperliche Nähe von Mutter und / oder anderen Bezugspersonen stellt demnach einen wesentlichen Entwicklungsfaktor dar. So konnten inzwischen als fragwürdig entlarvte Untersuchungen auch zeigen, dass das Entziehen menschlicher Nähe, auch auf körperlicher Ebene, massive Schäden bei Babys und Kindern mit sich bringen kann. Aber so weit muss es ja gar nicht erst kommen.

Schon die Entwicklungsgeschichte zeigt: Babys gehören körperlich so nah wie möglich an die Mutter heran. Nur, wenn das gegeben ist, können sich Kinder gesund entwickeln und aufwachsen. Dazu gehört übrigens auch das unmittelbare Reagieren auf die Bedürfnisse der Babys und Kinder. Denn das stärkt das Urvertrauen und auch das spätere Selbstvertrauen der Menschen. Wer demnach schon so früh wie möglich lernt, dass die eigenen Bedürfnisse von anderen nicht nur gesehen, sondern auch erfüllt werden, der entwickelt die später so wichtigen Faktoren wie Selbstwirksamkeit und Stressresilienz.

Dass das Familienbett nicht besonders sicher sei, heißt es mancherorts. Wichen stillende Mütter als Reaktion auf solche Überlegungen auf die Couch oder den Sessel aus und schliefen dort ein, war das Baby übrigens in viel größerer Gefahr. Denn wer in relativ unkoordinierten Situationen schläft, der kann auch ganz leicht fallen und sich massive Schäden zuziehen. Wichtig ist es demzufolge, Eltern über eine wirklich sichere Schlafumgebung aufzuklären. Dann ist auch Schluss mit dem Mythos des unsicheren Familienbetts.

Schutz durch Stillen

Stillen kann Babys effektiv vor dem plötzlichen Kindstod schützen. Das kommt zum einen davon, dass die Muttermilch diverse für das Baby wichtige Immunfaktoren beinhaltet, die ihm durch regelmäßiges Stillen konsequent zugeführt werden. Zum anderen fallen aber auch nachts gestillte Babys nicht in die gefährlichen Tiefschlafphasen, so dass auch von dieser Seite aus die Gefahr von Atemaussetzern und dem plötzlichen Kindstod deutlich herabgesetzt werden könnte.

Viel gefährlicher sei diesen aktuellen Untersuchungen zufolge die Bauchlage, die bei gestillten Babys ebenfalls häufig entfällt. Denn nach dem Stillen werden die meisten Babys in die sichere Rückenlage abgelegt.

Nächtlich gemeinsames Schlafen begünstigt darüber hinaus das Stillen. Denn wer nachts nicht durch die Wohnung wandern muss, wird es viel leichter haben, in eine Stillroutine zu kommen. So erhöht das Familienbett nicht nur die Stillquote, sondern auch die Stilldauer und auch das kommt Ihrem Baby wieder zugute. Für die Mutter erhöht das Familienbett und das nächtliche Stillen die effektive Schlafzeit und das wirkt sich dann positiv auf den Familienalltag aus.

Weitere Einflussfaktoren

Ob das gemeinsame Schlafen im Familienbett für Ihr Baby sicher ist, können Sie maßgeblich selbst beeinflussen, denn das Verhalten der Eltern rund um diese Thematik ist essentiell:

  • Alkohol: Wer unter dem Einfluss von Alkohol steht, gehört nicht ins Familienbett. Denn dieser kann unter Umständen, je nach konsumierter Menge, die Reaktionsfähigkeit negativ beeinflussen und so könnten Sie in dieser Situation eine Gefahr für Ihr Baby darstellen. Wenn Sie also Alkohol getrunken haben, sollte Ihr Baby bei dem Elternteil schlafen, der nicht unter dem Einfluss von Alkohol steht.
  • Drogen: Dass sich Drogen nicht nur in Anwesenheit von Babys verbieten, sollte man nicht separat erwähnen müssen. Auch im Bereich Co-Sleeping haben Drogen nichts zu suchen. Denn auch diese senken die Reaktionsfähigkeit und erhöhen im Gegenteil das Risiko des plötzlichen Kindstods. Das gilt übrigens auch für Alkohol und liegt vor allen Dingen daran, dass das sonst natürliche Abgleichen des Schlafrhythmus nicht mehr vollständig oder gar nicht mehr funktioniert.
  • Rauchen: Es ist in der Tat einer der größten Risikofaktoren für Ihr Baby – Rauchen. Das liegt nun aber nicht etwa an einer herabgesetzten Reaktion, sondern vielmehr an den Ausdünstungen, die man als Raucher automatisch von sich abgibt. Etwa 15% der betroffenen Kinder waren die von Rauchern.
  • Medikamente: Bestimmte Medikamente können durch die wiederum herabgesetzte Reaktionsfähigkeit zu einer Gefahr für Ihr Baby werden. Informieren Sie sich also, wenn Sie Medikamente einnehmen müssen, welche Auswirkung diese auf Ihre Reaktionen haben. Lautet die Antwort „gar keine“, müssen Sie sich keine Gedanken machen.

Was Sie für die Sicherheit Ihres Babys tun können

Dass das Familienbett sich also positiv auf das Stillen und die allgemeine Entwicklung Ihres Babys auswirken kann, dürfte nach all diesen Überlegungen klar geworden sein. Aber was können Sie als Eltern tun, um das ständig nagende schlechte Gewissen loszuwerden?

  • keine großen Kissen: Verzichten Sie Ihrem Baby und seiner Sicherheit zuliebe auf große Kissen im Bett. Denn diese können dafür sorgen, dass es keine Luft mehr bekommt.
  • keine großen Kuscheltiere: Wirklich gar nichts spricht gegen ein kleines Kuscheltier, das Sie Ihrem Baby als Bezugstierchen mitgeben. Aber große Teddys und Co. haben nachts im Bett nichts zu suchen. Nicht nur in einem Fall wurden diese tatsächlich niedlichen Begleiter zur tödlichen Falle – das sollten Sie auf jeden Fall vermeiden.
  • keine Kissen und Decken für Ihr Baby: Wenn Ihr Baby unter eine Decke oder ein Kissen rutscht, wird der natürliche Atemreflex unterbrochen und eine weitere Gefahr für den plötzlichen Kindstod droht.
  • Schlafen im Schlafsack: Ihr Baby gehört im Idealfall in einen eigenen Schlafsack. Sie selbst müssen natürlich trotzdem nicht auf Ihre Decke verzichten. Achten Sie lediglich darauf, dass Ihr Baby nicht darunter rutschen kann. Im Zweifelsfall klemmen Sie sich die Decke zwischen die Knie oder unter die Hüfte.
  • passende Temperatur: Manche Eltern unterliegen dem Irrtum, Ihr Baby sollte es nachts kuschelig warm haben. Das Gegenteil ist der Fall – die Gefahr, dass sich Ihr Baby überhitzt, ist nachts besonders groß. Denn die natürliche Wärmeregulation stellt sich erst im Lauf der Zeit ein. Achten Sie auf eine Temperatur um die 18 Grad im Schlafzimmer, ist das für Ihr Baby absolut ausreichend.
  • Rausfallschutz: Viel gefährlicher als das gemeinsame Schlafen kann sein, dass Ihr Baby aus dem Bett fällt. Mit einem Rausfallschutz, wie wir ihn optional mitliefern, sind Sie auf der sicheren Seite.
  • Schlafen im Bett: Was auf den ersten Blick absurd klingt, ist eine Tatsache – nur, wenn Sie wirklich in einem Bett schlafen und zwar idealerweise in einem ausreichend breiten wie in unseren Familienbetten, ist Ihr Baby sicher. Denn in Sesseln und auf Sofas gibt es zahlreiche gefährliche Ritzen, in die Ihr Baby unkontrolliert hineinrutschen kann. Das gilt es unbedingt zu vermeiden. Auch das Heraus- oder Herunterfallen ist bei diesen alternativen Schlafplätzen nicht zu verachten.

Das Familienbett als Allheilmittel?

Muss aus all diesen Überlegungen heraus nun wirklich ausnahmslos jede Familie in einem Familienbett schlafen? Nein, definitiv nicht. Im Bereich Babys und Schlafen gibt es definitiv keine Patentlösung. Das Familienbett ist eine Familienentscheidung, die unter Umständen hin und wieder auch überdacht werden muss. Fühlt es sich noch richtig an? Wie sind die aktuellen Signale Ihres Kindes? Hier ist nichts in Stein gemeißelt und Sie als Familie sollten die Freiheit verspüren, die unterschiedlichen Konzepte zu testen und erst dann zu entscheiden, wie Sie es handhaben möchten.

Gerne beraten wir Sie auch und beantworten Ihnen aus unserer Expertise von mehreren Jahrzehnten Familienbetten all Ihre Fragen rund um dieses sensible Thema. Nehmen Sie dazu einfach Kontakt auf.

mehr
lesenswertes