Wenn Nachwuchs in der Familie ankommt, gibt es eine Menge Themen, die heiß und kontrovers diskutiert werden. Eins davon ist das Thema Baby- und Kinderschlaf. Wie sollten Kinder schlafen? Wo ist die Sicherheit des Kindes wirklich gewährleistet? Welche Faktoren spielen von der Psychologie her eine Rolle? Solche und ähnliche Fragen stellen sich und wollen beantwortet werden. In diesem Artikel soll es genau um dieses Thema gehen – warum sich ein Familienbett lohnen kann.
Woher kommt das Familienbett?
Schon unsere Vorfahren haben das Familienbett gelebt. In vielen Kulturen weltweit ist es bis heute eine Tradition. Tatsächlich war es zu Zeiten, als wir noch nicht in befestigten Häusern lebten, von absoluter Wichtigkeit, dass der Nachwuchs bei den Eltern schlief. Hätten sie getrennt geschlafen, wären sie nicht in Sicherheit gewesen. Allein aus Platzgründen und von der Schlafsituation her ist es in sehr vielen Kulturen noch heute üblich, dass nicht nur Babys, sondern durchaus auch ältere Kinder direkt bei ihren Eltern schlafen.
Das Familienbett in der Anfangszeit
Neugeborene und Babys wachen naturgemäß in der Nacht häufiger auf. Sie haben Hunger und brauchen tatsächlich nachts etwas zu trinken. Außerdem liegt es in der Natur des Menschen, sich nachts immer wieder zu erkundigen, ob noch alles in Ordnung ist. Wenn Sie Ihr Baby nun im Nachbarzimmer schlafen haben, kann es von seinem Verstand her nicht abwägen, ob wirklich alles in Ordnung ist. Die Folge ist, dass es schreit. Als Eltern werden Sie nun einmal durch die Wohnung oder das Haus wandern, um nach Ihrem Baby zu sehen. Mit etwas Glück schläft es schnell wieder ein. Wenn Sie aber Pech haben und Sie möchten darauf bestehen, dass Ihr Baby in seinem Zimmer schläft, sind Sie dann eine ganze Weile wach, bis es wieder schläft. Wenn Sie nachts stillen wollen und Ihr Baby schläft im Nachbarraum, müssen Sie ebenfalls nach drüben gehen, stillen und wieder in Ihr Bett zurückkehren. Unter Umständen kann Ihnen das mehrmals in der Nacht passieren.
All das klingt nach einem sehr unruhigen Schlaf, der da nachts auf Sie zukommt. Ganz anders ist es, wenn Ihr Baby mit in Ihrem Bett liegt. Dann können Sie nachts ohne Probleme stillen und direkt weiterschlafen. Mit der Zeit werden Sie sich mit Ihrem Baby so einspielen, dass Sie gar nicht lange wach sind. Auch wenn Ihr Baby sich nachts nur „vergewissern“ wollte, dass alles okay ist, wacht es kurz auf, bemerkt, dass Sie da sind und schläft schnell weiter. Das klingt schon deutlich ruhiger.
Das Familienbett und die Sicherheit
Ein sehr häufiges Argument der Gegner des Familienbetts ist die Sicherheit von Babys. Als Grund wird der mögliche plötzliche Kindstod angeführt. Wenn das nicht ausreicht, könnte das Baby unter der Decke der Eltern ersticken oder die Eltern, in diesem Fall meist die Mutter, könnte sich auf das Baby rollen und schon wäre es wieder in Gefahr.
Aktuelle Untersuchungen konnten genau das Gegenteil beweisen: In der Tat sorgen die Bewegungen, Gerüche und Geräusche, die das Baby im Familienbett wahrnimmt, dafür, dass es nicht in den gefährlichen zu tiefen Schlaf fällt. Die Mutter, neben der das Baby in der Regel liegt, registriert ebenfalls kleinste Veränderungen beim Baby. Das geht von kleinen Bewegungen bis sogar hin zur Atmung. Diesen Untersuchungen zufolge gleichen sich die Atemrhythmen von Mutter und Kind im Lauf der Nacht sogar an.
Wichtig ist im Bereich Sicherheit lediglich, dass das sogenannte Co-Sleeping richtig durchgeführt wird. Das Bett sollte eine nicht zu weiche Matratze haben. Wasserbetten sind für das Familienbett ganz tabu, solange das Kind noch sehr klein, also ein Baby ist. Die Matratze, auf der das Baby liegt, sollte eher fest sein, so dass es nicht so weit einsinkt. Die Familienbett-Schönheiten aus den sozialen Netzwerken, in denen das großräumige Bett mit vielen kuscheligen Kissen ausgestattet ist, sollten genau das bleiben – auf Fotos in sozialen Netzwerken. Viele Kissen sind für ein sicheres Familienbett ebenfalls tabu. Natürlich ist es völlig in Ordnung, wenn die Eltern auf einem Kissen schlafen. Andere Kissen haben hier aber nichts zu suchen.
Weitere Faktoren, die sich auf die Sicherheit des Familienbetts auswirken:
- Die Situation: Das Verhältnis der Eltern zu ihrem Kind sollte unproblematisch sein.
- Die Einflüsse: Keinesfalls sollten Eltern unter Drogen- oder Alkoholeinfluss stehen. Auch Medikamente sind ein Tabu, wenn das Baby oder Kind mit im Elternbett schläft. Starkes Übergewicht der Eltern ist ebenfalls eine Kontraindikation für ein aktives Familienbett.
- Die Sicherheit: Sie können sehr leicht vermeiden, dass Ihr Baby nachts versehentlich unter Ihre Decke rutscht. Einerseits können Sie es in seinen eigenen Schlafsack legen. Dann kommt es gar nicht in Versuchung, unter Ihre Decke zu krabbeln. Zusätzlich können Sie die Decke auf der Seite, auf der Ihr Baby schläft, etwas unter Ihrer Hüfte einklemmen.
Das Familienbett – positiver Einfluss auf Ihr Baby
Studien konnten beweisen, dass Kinder, die über einen längeren Zeitraum und häufig gestillt wurden, einen bis zu 10 Punkte höheren IQ als andere Kinder haben. Provokante Befürworter des Familienbetts gehen sogar so weit, zu sagen, dass, wenn ein Baby häufiger gestillt wird, es später weniger Probleme in der Schule haben würde. Hier kommt einer der größten Faktoren des Familienbetts zum Tragen. Denn wenn Ihr Baby bei Ihnen schläft, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie länger und häufiger stillen, deutlich größer. Denn die meisten Babys melden sich nachts häufiger. Sie wachen durch die Einflüsse öfter auf. Diese Tatsache beruht darauf, dass Frauen früher nachts eher Zeit zum Stillen hatten. Das Prolaktin, das für die Milchproduktion verantwortlich ist, ist nachts deutlich mehr vorhanden. Auch das Hormon Oxytoxin, das für das Verhältnis zwischen Mutter und Kind verantwortlich ist, fließt nachts deutlich besser.
Wenn Babys nachts gestillt werden, schlafen sie außerdem besser – im Schnitt bis zu 45 Minuten pro Nacht mehr.
Das Familienbett und das Eheleben
Kritiker des Familienbetts führen häufig an, dass man sein Baby oder sein Kind verwöhnt, wenn es mit im Elternbett schlafen darf. Man würde sich einen regelrechten Quälgeist heranziehen, der das elterliche Bett niemals verlassen würde. Schon frühzeitig sollte man es daher in sein eigenes Bett legen und einfach darauf bestehen, dass es dort schläft. Schlafforscher konnten das Gegenteil feststellen. Kinder würden von ganz allein, spätestens im 3. oder 4. Lebensjahr zu ihrem eigenen Schlafplatz tendieren. Kommt vorher ein jüngeres Geschwisterkind in der Familie an, kann das unter Umständen den Zeitpunkt sogar noch nach vorne verlagern. Davon, dass man sein Baby verhätschelt, wenn es im Elternbett schläft, kann also gar keine Rede sein. Im Gegenteil – die Beziehung zum eigenen Kind weist nachweislich auch Spätfolgen auf, wenn Sie Ihr Kind dazu zwingen, in seinem Bett zu schlafen, auch wenn es dann nur weinend einschläft.
Dass die traute Zweisamkeit unter einem Kind im Bett leidet, mag auf den ersten Blick korrekt erscheinen. Letzten Endes ist hier Einfallsreichtum gefragt und eventuell verschieben sich die Zeiten ein wenig. Dafür haben Sie aber nachts Ruhe und können deutlich besser und entspannter schlafen.
Unter Umständen kann es vorkommen, dass Ihr Kind, selbst wenn es vorher schon im eigenen Bett geschlafen hat, plötzlich wieder vermehrt bei den Eltern schlafen möchte. Gründe dafür können sein:
- schlechte Träume: Dies ist der wohl bekannteste Grund, weshalb ein Kind eine oder mehrere Nächte bei den Eltern schlafen möchte. Es hat schlecht geträumt und erwacht weinend. Sobald es in der Nähe der Eltern liegt, kann es wieder beruhigt einschlafen.
- Bedürfnis nach Nähe: Manchmal ist an einem Tag oder in einer Phase „viel los“ im Leben des Kindes. Es kommt neu in den Kindergarten, übt eine neue Tätigkeit aus oder es lernt gerade viel. Diese Erlebnisse wollen verarbeitet werden und nicht selten geschieht das in der Nacht. Ihr Kind schläft in seinem eigenen Bett sehr unruhig und braucht seine Eltern in der Nähe.
- Krankheit: Wenn Ihr Kind sich unwohl fühlt, braucht es seine Eltern noch mehr als sonst. Auf diese Weise können Sie als Eltern auch jederzeit einen Blick auf Ihr Kind werfen und sehen, ob alles in Ordnung ist oder ob es etwas braucht. In diesem Fall wird Ihr Schlaf vielleicht etwas unruhiger, aber Sie wissen, dass es Ihrem Kind besser geht.
- Veränderung in der Familie: Nicht nur eine Trennung, auch die Ankunft eines neuen Geschwisterkindes kann für Ihr Kind etwas Aufwühlendes sein. Das bedeutet nicht, dass es die ganze Schwangerschaft über bei Ihnen schlafen möchte. Es gewöhnt sich nach einer kurzen Zeit daran, dass sich etwas verändern wird. Bei einer Trennung möchte Ihr Kind vielleicht hilfreich sein. Das kann sich darin äußern, dass es bei dem Elternteil schlafen möchten, bei dem es lebt.
Sorgen Sie für eine gute Schlafatmosphäre
Wenn Ihr Kind krank ist und deshalb bei Ihnen schläft, können Sie sehr einfach für eine gesundheitsfördernde Schlafposition sorgen. Sie lagern den Kopf leicht erhöht und schon kann Ihr Kind besser schlafen.
In allen anderen Fällen sollten Sie darauf achten, dass Ihr Kind nicht aus dem Bett fallen kann. Das ist einerseits durch fest verbauten Rausfallschutz möglich, den Sie an einer Bettseite oder beiden installieren können. Alternativ ist es auch möglich, dass Sie das Bett direkt an eine Wand stellen und Ihr Kind auf dieser Seite schlafen lassen. Wenn irgendwie möglich, sollte Ihr Kind nicht zwischen den Eltern schlafen, sondern auf einer Außenseite. Wird Ihr Baby gestillt, ist es nur logisch, dass es direkt bei der Mutter schläft. Ältere Kinder können aber durchaus auch beim Vater schlafen.
Achten Sie darauf, dass der Rausfallschutz nicht durch viele verschiedene Kissen gestaltet wird, sondern allenfalls durch eine einzelne Rolle oder ein Stillkissen.
Wenn Sie sich an diese Tipps halten, kann das Familienbett durchaus eine lohnenswerte Überlegung für Familien sein.