Ist Einschlafstillen wirklich so schlecht?

Junge Mütter befinden sich in vielen Punkten in der Zwickmühle. Sie wollen und sollen mit ihren Babys bitte alles richtig machen. Nicht zu lange und nicht zu kurz stillen, das leidige Thema mit dem Trockenwerden, das Durchschlafen und später kommen noch Punkte wie eine „gute Erziehung“ dazu. Gerade das Thema Einschlafstillen rückt hier immer wieder in den Fokus. Eine schlechte Marotte sei es, die man seinem Kind später nur schwerlich wieder abgewöhnen könnte, so hört man es von Kritikern häufig. Auf der anderen Seite erleben die Mütter, wie sich ihre Babys nach einem aufregenden Tag beim Einschlafstillen geradezu umgehend entspannen und schneller als mit jedem anderen Trick in den Schlaf kommen. Mütter finden sich hier in einem ständigen Zwiespalt.

Aber ist Einschlafstillen wirklich der Fluch, wie man es hier und dort hört oder gibt es auch gute Gründe, die dafür sprechen, dass Sie Ihr Kind in den Schlaf stillen?

Einschlafstillen als Garant für eine gute Milchbildung und eine verlängerte Stilldauer

In Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern finden wir uns immer wieder im Hintertreffen, wenn es um Stillraten und Stilldauer geht, oft sogar hinter den offiziellen Empfehlungen. Untersuchungen konnten zeigen, dass die meisten Frauen tatsächlich physisch in der Lage wären, ihre Babys ausreichend und ohne Probleme zu stillen. Viele Probleme sind eher hausgemacht.

Ein erster hinderlicher Faktor sind die oftmals suboptimalen Bedingungen und das Verbreiten diverser Mythen rund um die Stillthematik in Geburtskliniken. Da werden frischgebackene Eltern aus angeblichen Sicherheitsgründen davor gewarnt, ihr Baby nach dem eigenen Instinkt mit ins elterliche Bett zu nehmen – Stichwort Familienbett. Dabei ist es gerade das Familienbett, das nächtliches Stillen massiv fördert. Wer sich hier an die empfohlenen Sicherheitsvorkehrungen und eine ausreichende Liegefläche für alle Schlafenden hält, hat nur Vorteile aus dem Familienbett zu erwarten. Von lästigen Plagegeistern, die Sie nie wieder aus dem Elternbett bekommen werden, kann längst keine Rede mehr sein.

Weitere Untersuchungen konnten nachhaltig belegen, dass nächtliches Stillen das Zusammenfinden in einem gesunden Stillrhythmus zwischen Mutter und Baby deutlich erleichtert und sogar fördert. Das Einschlafstillen ist demnach ein Faktor, der das Stillen nachhaltig unterstützt und wird dadurch unverzichtbar in diesem Bereich.

Einschlafstillen als natürliche Erscheinung in der evolutionsbiologischen Programmierung von Menschenkindern

Es gibt anthropologische Untersuchungen von Jäger- und Sammlergesellschaften und Menschenaffen, die nicht nur darauf hinweisen, sondern ganz klar zeigen, dass häufiges und langes Stillen, Co-Sleeping, viel Körperkontakt und ein bedürfnisorientierter Umgang mit dem Nachwuchs sich positiv auf das Schrei- und Unruheverhalten der Kleinsten auswirkt – sprich, das Baby wird insgesamt ruhiger werden, als wenn Sie all diese Faktoren weglassen.

Dann kam die sogenannte neolithische Revolution, die unseren Umgang mit Neugeborenen nachhaltig verändert hat. Wir haben uns von unserem evolutionären Erbe weiter denn je entfernt. Was sich in diesem Zusammenhang aber nicht verändert hat, ist die instinktive Programmierung der Neugeborenen und Babys, die weiterhin genau diesen Umgang mit Stillen, Tragen, Körperkontakt und Bedürfnisorientierung von uns erwarten. Dazu gehört übrigens auch das Einschlafen an der Brust, das laut James McKenna, der ein entsprechendes Forschungszentrum leitet, als Breastsleeping zum ältesten und erfolgreichsten Ernährungskonzept von Babys gehört. Demnach sind Schlafen und Stillen bei Säuglingen und Kleinkindern untrennbar miteinander verbunden.

Schlafmittel Stillen

Unsere Vorfahren in der Savanne mussten die Sicherheit ihres Nachwuchses durch viel Körpernähe herstellen. Waren die Babys und Kinder auf sich gestellt, waren sie verloren. Der Körperkontakt stellte nicht nur die Sicherheit, sondern auch Wärme, Schutz und Sättigung sicher.

Auch heute sorgt Stillen bei Kindern dafür, dass sie sich entspannen und leichter in den Schlaf finden. Dafür sorgen neben der körperlichen Nähe übrigens auch verschiedene Inhaltsstoffe in der Muttermilch, die als natürliches Schlafmittel gelten – etwa diverse Aminosäuren wie Tryptophan, das der kindliche Körper zu Melatonin, einem schlaffördernden Hormon, umwandelt. Auch das ist ein gutes Argument, Ihr Kind in den Schlaf zu stillen.

Wachstum und Entwicklung werden gefördert

Häufiges Stillen rund um die Uhr, also auch nachts, kann dafür sorgen, dass Ihr Baby insgesamt besser gedeiht. Das kann aber nur dann gelingen, wenn Sie Ihr Kind laut der Empfehlung tatsächlich nach Bedarf stillen. Dieser Bedarf ist immer dann gegeben, wenn das Kind sein Bedürfnis danach ausdrückt, was durch Hunger, Schmerzen, Angst, Müdigkeit oder auch Durst und weitere Faktoren ausgelöst werden kann. Wenn Sie das so handhaben, werden Sie ohne Schwierigkeiten auf die empfohlenen 8 bis 12 Stillmahlzeiten im Lauf von 24 Stunden kommen.

Andersherum können frühes Durchschlafen und große Abstände zwischen Stillmahlzeiten dafür sorgen, dass die altersgemäße Gewichtszunahme beim Kind eher stagniert. Demnach sollte sich die Größe des kindlichen Gehirns im Lauf des ersten Lebensjahrs etwa verdreifachen. Babys befinden sich darüber hinaus deutlich häufiger als Erwachsene im sogenannten REM-Schlaf. In diesen Phasen benötigt das Gehirn Ihres Nachwuchses eine stetige Versorgung mit Energie und Nährstoffen, um das in Gang gesetzte Wachstum positiv unterstützen zu können. Diverse Theorien zu diesem Zusammenhang lassen einen Schluss zu, bei dem gestillte Kinder später intelligenter werden könnten.

Dass gestillte Babys übrigens deutlich häufiger ein Hungergefühl äußern als solche, die mit Kuhmilch gefüttert werden, liegt nicht etwa daran, dass Kuhmilch besser für Kinder ist. Vielmehr ist es die Tatsache, dass Babys Muttermilch schneller und leichter verstoffwechseln, nämlich im Schnitt für eine Stillmahlzeit innerhalb von 90 Minuten. Da erscheint es nur logisch, dass häufiger Nachschlag gefordert ist. Im Gegenteil: Zwar haben Babys höhere Laktasewerte als Erwachsene, können also Milch ebenfalls verstoffwechseln. Dieser Prozess findet bei Kuhmilch aber längst nicht so natürlich statt wie bei Muttermilch.

Ein weiterer förderlicher Faktor für die kindliche Entwicklung ist Untersuchungen zufolge auch die Entspannung, die sich durch den häufigen Körperkontakt einstellt.

Ein leichteres Leben durch Einschlafstillen

Viele Mütter, die sich aufgrund der zahlreichen Warnungen vor permanenten Plagegeistern und unnützen Marotten auf den Weg gemacht haben, ihrem Kind das Einschlafstillen abzugewöhnen, berichten darüber, dass seit diesem Zeitpunkt Stress, vermehrtes Geschrei und eine angespannte Situation den Einschlafprozess begleiten. Die Babys und Kleinkinder wollten plötzlich abends nicht mehr ins Bett – ihnen fehlte schlicht das geliebte Ritual. Die „unvernünftigen“ Eltern, die am Einschlafstillen festhalten, konnten im Gegensatz dazu feststellen, dass kaum etwas ihren Nachwuchs leichter in den Schlaf begleitet als das Einschlafstillen. Das gesamte Familienleben gerät nicht so stark unter Druck und so ist es ein absolut probates Mittel, den Familienalltag zu entspannen, der durch die vielen Entwicklungsschritte der Babys und Kinder ohnehin immer wieder ins Wanken gerät.

Aber warum reagieren Babys mit Geschrei auf den Wegfall des Einschlafstillens? Es ist wieder der Instinkt, der sie hier leitet, denn, wie bereits erwähnt, sind sie darauf programmiert, die Nähe ihrer Bezugspersonen zu suchen. Bekommen sie diese entzogen, haben sie den Eindruck, in Gefahr zu geraten. Mütter, die das Einschlafstillen praktizieren, berichten, dass andere Methoden der Einschlafbegleitung in dieser Phase deutlich länger dauern und darüber hinaus mühevoll sind. Werden solche Mütter nicht von ihrem Umfeld verunsichert, fühlen sie sich in ihrer Rolle absolut bestärkt, das zeigt die Erfahrung.

Auch viele Mütter berichten, dass sie sich während des Stillens ein Stück weit vom aufregenden Alltag erholen können. Dazu ist es natürlich nötig, dass es möglich ist, bequem liegend zu stillen. Hier lohnt es sich, ein wenig zu experimentieren, wie es für alle Beteiligten gemütlich bleibt. Ein Familienbett kann hier ein erster Ansatzpunkt sein, denn es sorgt zumindest für ein ausreichendes Platzangebot.

Nächtliche Schreiphasen werden durch das Stillen oft reduziert beziehungsweise entfallen vollständig.

Bei Ihrem Baby findet beim nächtlichen Stillen Entspannung und Wohlbefinden auf ganzer Ebene statt: Sie können körperliches Unwohlsein dadurch beseitigen und erfüllen darüber hinaus ein emotionales Bedürfnis. Neben dem Löschen des Durstes entspannt sich der gesamte Körper und Stress wird reduziert.

Wie kann Einschlafen ohne Mama gelingen?

Manche Mütter haben die Sorge, sie könnten im Einschlafumfeld unverzichtbar werden. Denn was ist, wenn das Baby bei ihr nur durch Stillen einschläft? Wird es, wenn Papa übernimmt, tatsächlich so lange schreien, bis Mama wieder da ist? Das ist nicht der Fall. Sofern es sich um eine Bindungsperson handelt, wird es mit veränderten Ritualen bei diesem Menschen keine Probleme geben. Hier könnte Tragen ein guter Weg sein, der dem Baby zumindest die körperliche Nähe und das Gefühl der Bedürfniserfüllung gibt. Das ist aber noch lange kein Grund, das Einschlafstillen gänzlich abzugewöhnen. Denn weitere Untersuchungen konnten zeigen, dass Kinder mit ihren jeweiligen Bezugspersonen auch unterschiedliche Rituale verbinden können. Wenn sie bei Mama also mit Einschlafstillen in den Schlaf finden, kann es bei Papa das Tragen sein und im Kindergarten später die reine Anwesenheit einer vertrauten Erzieherin.

Warum erwachen Kinder in der Nacht?

Wer glaubt, dass sich das Durchschlafen bei Kindern linear entwickelt, irrt sich. Vielmehr sind es wellenförmige Entwicklungsphasen, die Ihr Kind durchläuft. Mit der „unsinnigen Marotte“ des Einschlafstillens hat das also gar nichts zu tun. Selbst, wenn ein Baby mit wenigen Monaten nachts durchgeschlafen hat, können Sie damit rechnen, dass damit zwischen dem 6. und 12. Lebensmonat erstmal Schluss ist. Der Grund sind diverse Entwicklungen, die Ihr Baby durchläuft und die für ein Erwachen sorgen können.

Wann diese Phase vorbei ist, lässt sich kaum vorhersagen. Tatsache ist aber: Die häufig berichtete Erschöpfung stillender Mütter rührt weniger vom Stillen her als vielmehr davon, dass die gesamtgesellschaftlichen Bedingungen suboptimal sind. Das Abgewöhnen von Einschlafstillen zieht dann wiederum andere bindungstechnische Rituale nach sich, die nicht zwingend weniger anstrengend sein müssen.

Die oft verteufelte Gewohnheit ist aber nicht mehr und nicht weniger als eine sinnvolle Hilfe für den Alltag mit Ihrem Baby. Denn Gewohnheiten und Rituale sind die Leitplanken auf dem Weg zum Großwerden. Einschlafstillen gehört definitiv dazu und das nächtliche Co-Sleeping ebenfalls. Profitieren Sie von unserer jahrzehntelangen Erfahrung im Bau von Familienbetten, die sich auch wunderbar für das Einschlafstillen und das nächtliche Stillen eignen. Wie freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme

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